Bild: Thomas Ulrich auf Pixabay

Aktuell nutzen bereits mehr als zwei Milliarden Menschen auf ihren Smartphones den Messengerdienst Whatsapp. Damit ist der zu Facebook gehörende Dienst der unumstrittene Platzhirsch unter diesen Tools. Doch Konsumenten haben auch andere Möglichkeiten. Die Frage des richtigen Messengers ist für viele Anwender nicht nur eine Frage der leichten Handhabung, sondern auch der Datensicherheit. Ein grosses Manko aller Whatsapp-Rivalen: Sie haben relativ geringe Nutzerzahlen. Nachfolgend ein Vergleich der wichtigsten Messengerdienste von Jean-Claude Frick, Experte Digital beim Online-Vergleichsdienst Comparis.ch.

Auch mit den Whatsapp-Alternativen können Anwender Texte, Fotos und Videos an Einzelpersonen sowie in Gruppenchats verschicken und Nachrichten mit Emojis verzieren. Der grosse Unterschied bei den Messengern liegt jedoch nicht bei den Funktionen, sondern vor allem beim Datenschutz. Denn Gratisdienste bezahlen Nutzer in der Regel mit ihren Daten. Die Tabelle gibt einen Überblick über die Dienste Whatsapp, Signal, Threema und Telegram und ihren Umgang mit Daten.

Whatsapp im Detail

Whatsapp wurde 2014 vom Facebook-Konzern gekauft und gehört zu den weltweit meistgenutzten Messengerdiensten. Im Mai 2021 hat Whatsapp die Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien geändert. Betroffen sind die Auswertung von Standortinformationen und die Weitergabe von Kommunikationsdaten der Anwender an Drittunternehmen. Neu werden diese Daten zwischen Whatsapp und Facebook-Unternehmen wie -Dienstleistern ausgetauscht. Allerdings gilt diese Regel innerhalb von Europa nicht, da dort die DSGVO (Datenschutzverordnung) in Kraft ist.

Bei Whatsapp gibt es seit August 2021 wie bei Snapchat die "View once"-Funktion. Diese kann beim Versenden einer Datei aktiviert werden. So kann der Empfänger das Bild oder das Video einmal öffnen, bevor es automatisch aus dem Chat verschwindet. Wird die Datei innerhalb von 14 Tagen nicht angeschaut, wird sie ebenfalls gelöscht. Bei Screenshots oder Bildschirmaufzeichnungen erhält der Sender bzw. die Senderin keine Benachrichtigung, wie das bei Snapchat der Fall ist.

Die Vorteile von Whatsapp:
- Kostenlos
- Hohe Userzahl
- End-to-end-Verschlüsselung

Die Nachteile von Whatsapp:
- Daten werden mit Facebook und den dazugehörigen Unternehmen geteilt
- Nicht anonym nutzbar

Threema im Detail

Threema ist eine kostenpflichtige Schweizer App. Sie zeichnet sich durch hohe Standards in Bezug auf Datensicherheit und Vertraulichkeit aus. Die App hat weltweit rund neun Millionen Nutzer und ist unter den grossen Namen der einzige Messenger, der die Auflagen der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erfüllt. Threema ermöglicht ausserdem eine vollkommen anonyme Kommunikation: User müssen weder E-Mail-Adresse noch Handynummer angeben. Zudem sammelt Threema keine Daten.

Die Vorteile von Threema:
- Server sind in der Schweiz und unterliegen Schweizer Datenschutzgesetz
- Daten werden nach Zustellung sofort auf dem Server gelöscht
- End-to-end-Verschlüsselung
- Keine Telefonnummer für die Registration notwendig
- Umfragefunktion in Gruppenchats
- Anpin-Funktion zum Hervorheben von ausgewählten Chats

Die Nachteile von Threema:
- Kostet einmalig vier Franken
- Geringe Userzahl

Signal im Detail

Elon Musk und Edward Snowden nutzen Signal. Diese App geht beim Datenschutz nicht so weit wie Threema. Eine bedingungslos anonyme Kommunikation ist hier nicht möglich. Sie ist aber eine gute Alternative zu Whatsapp und hat weltweit bereits 40 Millionen aktive User. Signal wurde von der Signal Foundation mit Sitz in den USA entwickelt. Als gemeinnützige Stiftung ist der Dienst nicht gewinnorientiert.

Die Vorteile von Signal:
- Kostenlos
- Datensparsamkeitseinstellung vorhanden
- End-to-end-Verschlüsselung
- Quellcode ist öffentlich verfügbar
- Werbefrei

Die Nachteile von Signal:
- Telefonnummer zur Registration nötig
- Server stehen in den USA und unterliegen amerikanischem Datenschutzgesetz
- Geringe Userzahl

Telegram-Nachrichten ohne End-to-end-Verschlüsselung

Telegram hat mehr User als alle übrigen Whatsapp-Alternativen zusammen. Wer sich für Telegram anstelle von Whatsapp entscheidet, gewinnt datenschutztechnisch aber nichts. Einziger Vorteil ist hier, dass die Daten nicht dem Facebook-Konzern zugespielt werden. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gehört bei Telegram zudem nicht zu den Default-Einstellungen. Das heisst: Nachrichten können von Drittpersonen mitgelesen werden.

Vorteil von Telegram:
- Hohe Userzahl

Die Nachteile von Telegram:
- Keine End-to-end-Verschlüsselung
- Unternehmen hat Zugriff auf alle Nachrichten
- Unternehmen hat Zugriff auf Metadaten wie Telefonbuch und Bewegungsprofile und weiss, mit welchem Gerät man wann und wo online war
- Auf der Plattform sind einige radikale Personengruppen aktiv
- Unternehmen gibt sich wenig transparent

Sowohl Threema als auch Signal erfüllen strengere Datenschutzbestimmungen als Whatsapp. Aber auch bei diesen beiden gilt: Immer up to date bleiben, was die Nutzungsbedingungen angeht.

Es lohnt sich, die Kommunikation in private und weniger wichtige Informationen zu unterteilen. Die verschiedenen Apps können entsprechend parallel genutzt werden. Private Daten wie Familienfotos kann man via einer Whatsapp-Alternativ-App wie Threema sicher und bedenkenlos austauschen. So kann Whatsapp zumindest nicht auf alle Daten zugreifen.

Was man beim Löschen von Whatsapp beachten muss:
Hat man sich gegen Whatsapp entschieden, so ist unbedingt darauf zu achten, dass man nicht nur die Whatsapp-App löscht, sondern vor allem auch den Whatsapp-Account.

Messenger-Dienste im Vergleich (Tabelle: Comparis.ch)
Messenger-Dienste im Vergleich (Tabelle: Comparis.ch)