Von Polizeibehörden geknackt: Chatdienst Encrochat (Bild: Encrochat)

Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es, mehr als 20 Millionen geheimer Nachrichten abzuschöpfen, wie die europäische Justizbehörde Eurojust in Den Haag mitteilte. Das Eindringen in die technische Infrastruktur des Anbieters von verschlüsselten Kurznachrichten Encrochat habe Schockwellen durch organisierte Verbrecherbanden quer durch Europa geschickt. Zahlreiche Verbrechen konnten unterbunden werden, so Eurojust – darunter Mordversuche und Drogentransporte. In den Niederlanden wurde demnach Bargeld in Höhe von fast 20 Millionen Euro beschlagnahmt.

Britische Behörden bezeichneten die Operation als massiven Durchbruch im Kampf gegen schwere und organisierte Kriminalität und die grösste Ermittlungsoperation ihrer Geschichte. Der inzwischen geschlossene Kurznachrichtendienst Encrochat habe 60.000 Nutzer weltweit gehabt, davon allein 10.000 in Grossbritannien. Er sei ausschliesslich zu illegalem Handel, Geldwäsche und für Mordkomplotte gegen rivalisierende Kriminelle genutzt worden.

Allein in Grossbritannien habe es 746 Festnahmen gegeben, hiess es in einer Mitteilung der National Crime Agency und dem Verband der britischen Polizeibehörden. Zudem seien 54 Millionen Pfund (umgerechnet knapp 60 Millionen Euro), 77 Schusswaffen und mehr als zwei Tonnen Drogen sichergestellt worden. In Frankreich waren mehr als 60 Sonderermittler unter dem Codenamen "Emma 95" beteiligt. In den Niederlanden seien in die dort "Lemont" genannte Operation mehrere Hundert Ermittler einbezogen gewesen. Das Hacken der Chatnachrichten zwischen Tausenden von mutmasslichen Kriminellen sei auf der Grundlage behördlicher Genehmigungen erfolgt.