Digitale Welt: Social-Media-Manipulation verstärkt sich (Foto: pixabay.com, geralt)

Manipulationskampagnen in sozialen Medien haben sich im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 um etwa 15 Prozent erhöht. Die Beeinflussung von Anwendern durch Fehlinformationen findet sich in 93 Prozent der weltweiten Staaten bei Unternehmen, politischen Parteien und Regierungen. Das ergibt eine Studie des Oxford Internet Institute. Die Experten warnen vor einer industriellen Verbreitung von Fake News, die global Demokratien bedroht.

"Mittlerweile sind Netzwerke wie Facebook schon deutlich besser gegen Manipulatoren gewappnet als vor ein paar Jahren. Das liegt vor allem daran, dass diese Problematik heute deutlich bekannter ist als zuvor. Social-Media-Betreiber stehen öffentlich unter Druck, etwas zu unternehmen, vor allem in der Corona-Pandemie. Alleine an der Tatsache, dass die meisten Netzwerke einen amtierenden US-Präsidenten verbannt haben, zeigt sich der zunehmende Drang zum Handeln", erläutert dazu etwa der Social-Media-Experte Karim Bannour.

Das Oxforder Forscher-Team hat die Studie für 81 verschiedene Länder durchgeführt. Sie haben untersucht, wie viele politische Akteure in diesen Staaten mit Unternehmen zusammenarbeiten, die Manipulation auf Social Media betreiben, beispielsweise durch Bots. In 93 Prozent der untersuchten Länder fanden sich solche Social-Media-Kampagnen. Im Vergleich zu einer ähnlichen Analyse aus dem Jahr 2019 ist das eine Steigerung von 15 Prozent.

Laut der Studie ist die Beeinflussung der Nutzer von sozialen Netzwerken heute deutlich professioneller als zuvor. Politische Akteure geben viel Geld für "Cyber-Truppen" aus, die bestimmte Stimmen auf Social Media übertönen. Im Jahr 2020 kamen in 57 der analysierten Länder Bots zum Einsatz. In 59 Ländern gibt es ausserdem staatlich finanzierte Trolle, die in den politischen Diskurs eingreifen. Akteure in 30 der Staaten nutzen ausserdem individuelle Daten, um spezifische Anwender mit politischen Werbungen anzusteuern.

"Die Verbreiter von Fehlinformation entwickeln sich ständig weiter. Soziale Medien müssen bei Technik und Personal aufstocken. Auch ratsam wäre eine übergeordnete Instanz für Manipulationsfälle, Unternehmen sollten diese nicht individuell behandeln. Aber auch einzelne Nutzer sind gefragt. Sie müssen Inhalte kritischer hinterfragen und im Ernstfall auch melden", rät Bannour.