Homeoffice: Sicherheitsrisiken werden unterschätzt (Bild: Unsplash/ Paige Cody)

Nachdem Anfang 2020 im Schnitt 10 Prozent der Beschäftigten vorwiegend von zuhause aus arbeiteten, taten dies während des Lockdowns fast viermal so viele. Nach dem Lockdown gingen die Zahlen zwar wieder zurück, mit 16 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice ist der Anteil im Vergleich zum Beginn des Jahres aber um 60 Prozent gestiegen. Während Schweizer KMUs Flexibilität beweisen, werden die Risiken von Homeoffice und Digitalisierung aber von vielen unterschätzt. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts GFS-Zürich bei 503 CEOs von kleinen Unternehmen (4 bis 49 Mitarbeitende) hervor.

Obwohl bereits ein Viertel der Schweizer KMUs Opfer eines folgenschweren Cyberangriffs war, führen gemäss Studie zwei Drittel der KMU weder regelmässige Mitarbeiterschulungen zum Thema Cybersicherheit durch, noch existiert ein Sicherheitskonzept.

Die Befragung der CEOs in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Digitalisierung wurde im Auftrag von Digitalswitzerland, der Mobiliar, dem Nationalen Zentrum für Cybersicherheit (NCSC), der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) durchgeführt. Nachfolgend die wichtigsten Resultate der Umfrage im Überblick:

  • Während des Lockdowns schöpfen Schweizer KMUs das Homeoffice-Potential aus und der Trend hält an: Für ein Drittel der KMUs war Homeoffice während des Lockdowns aufgrund der ortsgebundenen Arbeit keine Option, die restlichen zwei Drittel konnten Arbeitsplätze dank der modernen Infrastruktur ohne nennenswerte Probleme ins Homeoffice verlegen. So hat sich die Zahl der Mitarbeitenden im Homeoffice während des Lockdowns mit einem Anstieg von 10 Prozent auf 38 Prozent im Schnitt fast vervierfacht. Seitdem hat sich Homeoffice in vielen KMU etabliert und der Anteil der Angestellten, die von zuhause aus arbeiten, ist mit 16 Prozent ganze 60 Prozent höher als vor dem Lockdown.
  • Online-Konferenztools auf dem Vormarsch: Nach E-Mail und Telefon läuft die Kommunikation in KMUs am häufigsten über private Kommunikationskanäle wie Whatsapp oder andere Messengerdienste. Mit dem Lockdown sind vor allem Online-Konferenztools wichtiger geworden: Der Anteil virtueller Sitzungen ist von 9 Prozent auf 20 Prozent gestiegen und hat sich somit mehr als verdoppelt.
  • Ein Viertel der Schweizer KMUs war schon Opfer eines folgenschweren Cyberangriffs: Von den schweizweit ca. 38'250 angegriffenen KMUs trug rund ein Drittel (12’930 KMUs) einen finanziellen Schaden davon und jeder zehnte Angriff hatte einen Reputationsschaden und/oder den Verlust von Kundendaten zur Folge.
  • Präventive Massnahmen werden zu selten ergriffen: Trotz der häufigen Cyberattacken hat nur jedes zweite KMU einen Notfallplan für die Sicherstellung der Geschäftsfortführung und rund zwei Drittel führen weder regelmässige Mitarbeiterschulungen durch, noch haben sie ein Sicherheitskonzept im Unternehmen implementiert.
  • Der Mensch als Risikofaktor – Cyberrisiken werden häufig unterschätzt: Nur knapp die Hälfte (47 Prozent) der CEOs gaben an, über sicherheitsrelevante Themen gut informiert zu sein. Noch drastischer ist das mangelnde Bewusstsein dafür, selbst Opfer eines Cyberangriffes zu werden: Nur gerade 11 Prozent schätzen das Risiko, durch einen Cyberangriff einen Tag ausser Gefecht gesetzt zu werden, als gross ein.

Florian Schütz, Delegierter des Bundes für Cybersicherheit, zur Anpassungsfähigkeit der Schweizer KMUs: "Der Lockdown hat gezeigt, wie wichtig der digitale Wandel ist, um anpassungsfähig zu bleiben. Viele KMUs haben dies erkannt und ihre Digitalisierungsbemühungen beschleunigt. Die aktuelle Situation macht aber auch deutlich, wie wichtig es ist, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, um die Cybersicherheit in der Schweiz so zu gestalten, dass die Chancen der Digitalisierung möglichst gut genutzt werden können. Der Bund will dazu seine Bemühungen weiter ausbauen und die Bevölkerung und Wirtschaft beim Schutz vor Cyberrisiken aktiv unterstützen."