V.l.n.r.: Alberts Reisons, Ema Skottova, Joel Huber u. Josia John (Bild: zVg)

Joël Huber aus Thalwil (ZH) ist in den letzten Tagen etwas gelungen, das bislang erst ein Schweizer schaffte. Nämlich an der Internationalen Informatik-Olympiade (IOI) eine Goldmedaille zu gewinnen. Der weltweite Wettbewerb fand vom 19. bis 28. Juni online statt. 355 Jugendliche aus 88 Ländern programmierten mit – darunter eine vierköpfige Schweizer Delegation mit Alberts Reisons (Collège André-Chavanne, GE), Ema Skottova (Gymnasium Kirchenfeld, BE), Joël Huber (Gymnasium Freudenberg, ZH) sowie Josia John (Kantonsschule im Lee, ZH).

Joël Huber landete auf Rang 22 von 355 und wurde dafür mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Dies ist erst die zweite Goldmedaille für die Schweiz, welche seit 1992 Delegationen an die IOI schickt.

Organisiert wurde die diesjährige Internationale Informatik-Olympiade von Singapur. Doch die Teilnehmenden stiegen nicht ins Flugzeug, sondern in den Zug Richtung Wallis. In Saas-Grund hatte die Schweizer Delegation für die Dauer des Wettbewerbs ein Chalet gemietet, in das sie auch das italienische Team einluden. Bei all den Computern, die die jungen Informatikerinnen und Informatiker dabeihatten, breitete sich im Chalet bald ein undurchdringlicher Kabelsalat aus, erzählt Alberts. Doch die Jugendlichen sassen nicht rund um die Uhr vor dem Bildschirm. Wanderungen in den Bergen, Kartenspiele oder Minigolf standen ebenfalls auf dem Programm. "Ich fand es sehr cool, dass wir Italien einladen konnten", meint Josia. "Es ist natürlich schade, dass ich nicht nach Singapur gehen konnte, aber für meine erste IOI fand ich es sehr schön."

Am 22. und 25 Juni fanden die jeweils fünfstündigen Prüfungen statt, bei denen die Teilnehmenden mit Programmier-Skills, Kreativität und logischem Denken die Antwort auf knifflige Aufgaben finden mussten. Joël hatte an der IOI 2019 bereits Bronze geholt und 2020 Silber. 2021 wollte er es unbedingt bis zur Goldmedaille schaffen. "Ich habe die letzten zwei Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet" erzählt er. "Deshalb bedeutet es mir sehr viel." Fünf Tage die Woche habe Joël mindestens drei Stunden in seine Vorbereitungen investiert, manchmal mehr. Dabei löste er Aufgaben über Aufgaben und analysierte die Stärken und Schwächen seiner eigenen Lösungen. "In Informatik geht es darum, etwas effizient zu berechnen", erklärt der Maturand. "Man kann etwas erst effizient berechnen, wenn man die Struktur dahinter erfasst hat und die generellen Prinzipien dahinter versteht."

Was motiviert Jugendliche, ihre Freizeit der Informatik-Olympiade zu widmen? "Hinter den meisten Probleme steht eine schöne, kreative Idee. Mir macht es Spass, diese Ideen zu finden", meint Joël. Auch Josia sieht eine Schönheit in der Informatik: "Die Datenstrukturen sind auf den ersten Blick sehr abstrakt, aber wenn genau hinterfragt, wieso es funktioniert, ist es sehr schön", schwärmt der 16-Jährige. Er hat vor, auch nächstes Jahr wieder teilzunehmen: "Ich überlege ob ich es als Hobby nebenher behalten oder voll investieren möchte". Für jene, die die Schule dieses Jahr abschliessen, ist die Informatik-Olympiade zu Ende – zumindest als Teilnehmende. Ema hat vor, in Zukunft als Freiwillige bei der Organisation zu helfen. Wie Ema plant auch Joël aus Faszination für die theoretischeren Aspekte der Informatik, Mathematik zu studieren – allerdings erst nach einem Zwischenjahr, in dem er seinen Interessen nachgehen will. Alberts ist nach der Olympiade motiviert für ein Informatikstudium an der EPFL. "Die Informatik-Olympiade hat mir neue Herangehensweisen an die Informatik gezeigt. Wir haben in der Schule ein bisschen Informatikunterricht, aber das ist etwas anderes".

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