HSLU-Forscherin Esther Hänggi (Bild: zVg)

Die Hochschule Luzern baut ihre Forschung in den Bereichen Quantenkryptografie und Robotik aus. Möglich wird dies durch das neue Practice-to-Science-Stipendiums des Schweizerischen Nationalfonds SNF. Dieses soll die anwendungsorientierte Forschung an Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen weiter stärken.

Mit dem neuen Förderprogramm unterstützt der SNF den Robotik-Forscher Adrian Koller am Departement Technik & Architektur und mit Esther Hänggi eine Forscherin im Bereich Quantenkryptografie am Departement Informatik der Hochschule Luzern (HSLU). Schweizweit kommen elf Forschende hiesiger Fachhochschulen (FH) und Pädagogischer Hochschulen (PH) in den Genuss des Stipendiums; insgesamt gingen 104 Fördergesuche beim SNF ein.

Kern von Practice-to-Science bildet ein sogenannter Tenure Track, analog zu einer universitären Assistenzprofessur: FHs und PHs stellen Forschende befristet als Professor oder Professorin an. Der SNF fördert deren Arbeit mit jährlich 200'000 Franken für maximal drei Jahre. Am Schluss besteht die Möglichkeit einer Festanstellung auf Stufe Professur an der jeweiligen Hochschule.

"Fachhochschulen sind auf Expertinnen und Experten mit Praxiserfahrung angewiesen", sagt Viktor Sigrist, Leiter Forschung der Hochschule Luzern. Die Forschungsbedingungen an den Fachhochschulen seien schon heute attraktiv, dennoch führe der berufliche Weg viele Fachpersonen zuerst mal in die Wirtschaft. "Mit den Fördermitteln des SNF können wir sie beim Aufbau von Forschungsteams unterstützen und ihnen eine langfristige berufliche Perspektive bieten. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der anwendungsorientierten Forschung."

Practice-to-Science befindet sich noch in der Pilotphase. Aufgrund des grossen Interesses der Schweizer FHs und der PHs plant der SNF, in diesem Jahr eine weitere Ausschreibung durchzuführen.

Die Practice-to-Science-Forschenden und ihre Projekte

Schutz vor Cyber-Angriffen dank Quantenkryptografie:
Esther Hänggi ist eine von wenigen Forscherinnen in der Schweiz, die sich intensiv mit dem noch jungen Feld der Quantenkryptografie auseinandersetzt. Ihre Arbeit soll dazu beitragen, kritische IT-Infrastrukturen besser vor Cyber-Angriffen zu schützen als dies mit konventionellen Verschlüsselungstechnologien möglich ist. In der Theorie arbeiten diese quantenkryptografischen Ansätze bereits sehr gut, wie Hänggi sagt, in der Praxis sei es aber für Unternehmen und Organisationen schwierig, die Technologie in ihre IT-Systeme einzubauen, weil diese ganz anders funktioniert als bisherige Systeme und weil technische Standards fehlen.
Hänggi fokussiert in ihrem Projekt darauf, die Brücke zwischen Theorie und Anwendung zu schlagen, damit die Quantenverschlüsselung möglichst einfach verwendet und sicher eingesetzt werden kann. "Es geht in meiner Forschung um grundlegende Fragen", erklärt sie. "Etwa: Wie lässt sich verhindern, dass beim Bau und beim Einsatz quantenkryptographischer Geräte neue Sicherheitsprobleme entstehen?"

Zur Person:
Esther Hänggi forschte nach ihrem Physik- und Informatik-Studium an den ETHs Lausanne und Zürich als Research Fellow am Center for Qantum Technologies in Singapur und arbeitete danach als Sicherheitsanalytikerin und Ingenieurin bei den Schweizer IT-Sicherheitsunternehmen cnlab security AG und Ergon Airlock. Seit 2019 ist sie Dozentin am Departement Informatik der Hochschule Luzern mit Lehr- und Forschungsschwerpunkten in Anwendungs- und Informationssicherheit, Kryptografie sowie Privacy.

Den Robo über die Weide treiben:
Während in Gemüse- und Feldkulturen bereits zunehmend Mäh-Roboter zur Unkrautregulierung eingesetzt werden, sind auf Viehweiden noch kaum solche Geräte unterwegs. "Für Roboter ist das raue und steile Terrain deutlich anspruchsvoller als ebene, gleichmässige Äcker", sagt Adrian Koller, Ingenieur am Departement Technik & Architektur. Unkraut sei ausserdem oft umgeben von dichtem Nutzpflanzenbewuchs und damit für den Roboter sehr schwer zu identifizieren.
In Kollers Practice-to-Science-Projekt sollen Roboter daher lernen, sich sicher über schwieriges Terrain zu bewegen und dabei nach ganz spezifischen Pflanzen Ausschau zu halten. "Unser Ansatz ist, dass sich die Maschine die Arbeit quasi mit dem Vieh teilt", erläutert Koller. Kühe lassen beim Fressen nämlich Unkraut stehen. Diese ragen danach in kleinen Inselchen aus der Weide heraus. Sobald die Tiere weitergezogen sind, kommt der Roboter zum Einsatz: Er erkennt und mäht das nun freistehende Unkraut.

Zur Person:
Adrian Koller studierte Luftfahrt-Ingenieurwesen in den USA und doktorierte an der Oklahoma State University in Biosystemtechnik. Als Projektleiter bei Ruag Space bei Zürich entwickelte er Hochpräzisionsmechanik für die satellitengestützte optische Datenübertragung. Ab 2013 war Koller Teilzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Departement Technik & Architektur der Hochschule Luzern tätig. Daneben forschte er an der Eawag in Dübendorf und war als Freelancer an Mechatronik- und Automationsprojekten in der Industrie beteiligt. Seit Januar 2020 arbeitet er als hauptamtlicher Dozent für Robotik am Departement Architektur.

HSLU-Forscher Adrian Koller (Bild: zVg)
HSLU-Forscher Adrian Koller (Bild: zVg)