Beit Arbeitnehmern beliebt: Home Office (Bil: Pixabay/Tookapic)

Grundsätzlich waren flexiblere Arbeitsmodelle und geringere Arbeitszeiten schon vor der Coronavirus-Pandemie im Kommen, jedoch haben speziell die verschiedenen CoV-Maßnahmen, die zu mehr Homeoffice, aber auch Kurzarbeit geführt haben, den Blick verstärkt auf "neue" Arbeitsformen gelenkt. Von diesen könnten Beschäftigte und Unternehmen genauso profitieren, wie die Wirtschaft insgesamt, wie eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf zusammenfasst.

In besagter Studie wurden die Erfahrungen aus der Zeit der Coronavirus-Pandemie ausgewertet. Eines der Ergebnisse sagt aus, dass flexible und geringere Arbeitszeiten die Produktivität erhöhten. Gemäss der Untersuchung arbeitet die Mehrheit der Beschäftigten weltweit entweder erheblich länger oder kürzer als acht Stunden pro Tag an fünf Tagen die Woche – also 40 Stunden. Mehr als ein Drittel arbeite regelmässig mehr als 48 Stunden pro Woche, ein Fünftel der Beschäftigten weltweit dagegen arbeitet weniger als 35 Stunden pro Woche. Irregulär Beschäftigte hätten auch häufig sehr lange oder eher kurze Arbeitszeiten.

Mit Ausbruch der Pandemie mussten Unternehmen und Regierungen rasch reagieren, um Organisationen am Laufen und Beschäftigte im Job zu halten. Kurzarbeit für eine Vielzahl von Beschäftigten helfe, Entlassungen zu vermeiden, so die ILO-Studie. Zudem werde das eilends eingeführte Homeoffice fast überall auf der Welt die Art der Arbeit "in absehbarer Zukunft" grundlegend verändern, heisst es.

Laut der Studie haben die in der Pandemie getroffenen Massnahmen jede Menge Belege dafür geliefert, dass Flexibilität hinsichtlich Zeit und Ort nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für das Unternehmen positiv sein könne. Eine Einschränkung der Flexibilität hingegen erhöhe die Kosten, zum Beispiel weil die Beschäftigten öfter kündigen und neue Leute gesucht werden müssten. "Programme für Work-Life-Balance sind ein Win-Win für Arbeitgeber und Beschäftigte", resümiert die ILO-Studie. So würden sich lange Arbeitszeiten von über 48 Stunden pro Woche negativ auf die Work-Life-Balance der Arbeitnehmer auswirken, während kürzere Arbeitszeiten die Work-Life-Balance erleichterten und gleichzeitig die Produktivität erhöhen könnten.

"Arbeitszeitregelungen mit vorhersehbaren Zeitplänen und einem gewissen Mass an Arbeitszeitautonomie können ebenfalls zu einer besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben beitragen, während Regelungen mit unvorhersehbaren Zeitplänen den gegenteiligen Effekt haben", ist der ILO-Untersuchung weiters zu entnehmen. Die Studienautoren verweisen dabei auf Erfahrungen aus Island. Zwei Pilotprojekte zur Arbeitszeitverkürzung bei gleich hohem Gehalt wurden demnach dort wissenschaftlich begleitet. Das generelle Wohlbefinden habe sich gesteigert, die Teilnehmenden hätten von weniger Stress berichtet, mehr Zeit für Familie und Freunde gehabt sowie von einem geringeren Risiko, in ein Burn-out zu schlittern, gesprochen. Auch die Produktivität sei gemäss dem Bericht gleichbleibend gewesen oder gestiegen.

Die UNO-Organisation empfiehlt den Regierungen deshalb, die guten Erfahrungen mit Kurzarbeit und Flexibilisierung der Arbeit aus der Coronavirus-Pandemie zu nutzen. So könne Kurzarbeit nicht nur Beschäftigung sichern, sondern auch die Kaufkraft stärken und so die negativen Effekte einer Wirtschaftskrise abmildern. In vielen Ländern sollte die Politik laut ILO Arbeitszeitverkürzungen und eine "gesunde" Work-Life-Balance fördern und so die Produktivität verbessern. Jedoch warnt die ILO-Studie durchaus auch vor den Gefahren des Homeoffice. Sie empfiehlt, dass Beschäftigte ein "Recht auf Abschalten" bekommen sollten, um die negativen Effekte einzudämmen. Dabei dürfe allerdings nicht vergessen werden, dass nicht alle Beschäftigten die Möglichkeit hätten, ihre Arbeit von zu Hause aus zu erledigen.

Die ILO in Genf wurde 1919 gegründet und ist die älteste Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UNO). Ihr gehören 187 Staaten an. Hauptziele der ILO sind die Förderung von menschenwürdiger Arbeit, sozialer Sicherung und die Stärkung des sozialen Dialogs. 1969 wurde der Organisation der Friedensnobelpreis und 1994 der Hans-Böckler-Preis zuerkannt.