Test des intelligenten Gehstocks im nachgebauten Supermarkt (Foto: colorado.edu)

Ein intelligenter Gehstock von Forschern der University of Colorado Boulder soll Blinden und Sehbehinderten das Leben leichter machen. Er ist mit einer Kamera und einer Software ausgestattet, die Bilder auswerten kann. Zudem kann der Nutzer seinem Stock sagen, was er will. Die Entwickler haben dem Stock zunächst zwei Funktionen antrainiert. Er kann in einem Restaurant einen freien Platz und im Lebensmittelladen ein gewünschtes Produkt finden.

Mit seiner Kamera und der KI-basierten integrierten Computer-Vision-Technologie kartografiert und katalogisiert der Spazierstock die Welt um ihn herum. Wenn ihm eingegeben wird "Suche einen freien Sitzplatz", scannt er seine Umgebung, bis er das Gewünschte gefunden hat. Dann dirigiert er seinen Besitzer mittels Sprachanweisung und Vibrationen im Griff des Stocks an sein Ziel. "Geradeaus gehen" sagt er, wenig später dann "Ein bisschen nach links" und schliesslich: "Sie haben Ihr Ziel erreicht".

Genauso geht er vor, wenn sein Besitzer im Supermarkt nach einem bestimmten Müsli sucht. Der Nutzer muss sich allerdings ein bisschen auskennen und wissen, in welcher Abteilung er das gewünschte Produkt bekommt. Hat er sie erreicht, schaltet er seinen Stock auf Suchmodus. Dieser hat Bilder der Produkte gespeichert - das geschieht in einigen Trainingsläufen - die häufig benötigt werden. Am Müsli-Regal angekommen, wertet die Bildverarbeitung aus, was im Angebot ist, und dirigiert den Sehbehinderten zielgenau zum Müsli seiner Wünsche.

"Künstliche Intelligenz und Computer Vision verbessern sich ständig und die Menschen nutzen sie beispielsweise in fahrerlosen Autos. Diese Technologien haben aber auch das Potenzial, die Lebensqualität vieler Menschen zu verbessern", so Forscherin Shivendra Agrawal. Um ihren Stock zu testen, haben die Experten nacheinander in einem Raum der Hochschule ein Café und ein Lebensmittelgeschäft aufgebaut. Dann nutzten Freiwillige, denen die Augen verbunden worden waren, den Stock, um die jeweiligen Ziele zu erreichen. Das Gelang in zehn von zwölf Tests. Jetzt wollen Agrawal und ihr Doktorvater Bradley Hayes den Stock mit Sehbehinderten testen.