Bild: Pixabay/Colin

Die derzeit noch vorherrschende Chip-Knappheit könnte schon bald beendet sein und sich in Richtung eines Überangebotes umdrehen. Ausschlaggebend dafür sei der gross angelegte Ausbau der Produktion, der bald Früchte tragen werde, erläuterte der Analyst Alan Priestley vom IT-Research- und Beratungshaus Gartner gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Priestley zufolge investiere die Branche seit ersten Anzeichen der Engpässe zu Beginn der Corona-Pandemie massiv in neue Fabriken. "Deshalb werden wir wahrscheinlich 2023 oder 2024 Überkapazitäten haben", so seine Voraussage.

Seiner Ansicht nach werde dieses Überangebot jedoch wiederum mit der Zeit von der steigenden Nachfrage aufgezehrt. Dieses Wechselspiel sei an sich typisch für die Chipindustrie, so der Gartner-Researcher. "Sobald Nachfrage und Angebot im Gleichgewicht sind, wird investiert, um Kapazitäten für den nächsten Nachfrageschub zu haben." Die aktuelle Chip-Krise sei aber so heftig ausgefallen, weil in einigen Bereichen nicht genug in den Ausbau investiert worden sei - und gleichzeitig die Nachfrage mit dem verstärkten Arbeiten und Lernen in der Corona-Pandemie sprunghaft angestiegen sei.

Gemäss Priestley sei der Ausbau der Kapazitäten zugleich mit Risiken für die Anbieter verbunden, da die Produktionslinien nicht flexibel seien. "Wenn ich eine Fabrik für Chips mit sieben Nanometern Strukturbreite baue, kann sie nicht ohne grossen Aufwand auf fünf Nanometer umstellen." Und es sei auch nicht so einfach wie in anderen Bereichen, die Produktion einfach ruhen zu lassen. Deswegen müssten die Unternehmen ihre Ausbau-Entscheidungen besonders vorausschauend planen.

Wie mehrfach berichtet, führten die Chip-Engpässe unter anderem für Lieferprobleme bei Computern, Autos, Haushaltsgeräten sowie im Bereich der Consumer-Elektronik.