Die Fachhochschule St. Pölten und die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) machen einen der größten Datensätze weltweit zur automatisierten Ganganalyse öffentlich. Forscher können die Daten nutzen, um automatisierte Ganganalysen mithilfe von Methoden wie dem Maschinellen Lernen (ML) zu verbessern. Der Datensatz und die Beschreibung dazu sind vor Kurzem in der Zeitschrift "Scientific Data" des Nature-Verlags erschienen.

Die Datenbank umfasst Informationen zur sogenannten "Ground Reaction Force" (GRF), also der Kraft, die bei der Bewegung zwischen Fuß und Boden auftritt. Diese Kennzahl ist eine wichtige Standardgröße in klinischen Einrichtungen und in der Forschung. Die Zahlen sind Basis für Diagnosen und zum Beurteilen von Therapieerfolgen. "Die Ganganalyse liefert eine Unmenge an Daten. Die Interpretation ist herausfordernd und es besteht großes Interesse daran, die medizinische Entscheidungsfindung mit Verfahren aus dem Maschinellen Lernen zu unterstützen. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, umso besser werden die Ergebnisse", sagt Brian Horsak, Leiter des Schwerpunkts Motor Rehabilitation der FH St. Pölten.

Anonymisierte Daten von mehr als 2.000 Patienten

Ziel ist, Forschung, Therapie und Diagnose zu unterstützen. Die Daten umfassen anonymisierte Informationen von mehr als 2.000 Patienten nach Gelenkstransplantationen, Brüchen und Bänderverletzungen sowie damit verbundenen Störungen in Hüfte, Knie, Knöchel und Fersenbein. Mit den Daten können Analysen und Modelle verbessert werden. Die Datenbank mit dem Namen "Gaitrec" ist gratis online verfügbar. Die Daten stammen aus mehreren Jahren an klinischer Praxis in der Ganganalyse. "Wir haben die Daten gemeinsam mit der AUVA aufbereitet und veröffentlicht. Gerade in der Zeit rund um Corona ist der Datensatz noch interessanter, da viele Experten keine Daten im Labor aufnehmen können und auf bestehende Datensätze zurückgreifen müssen. Unser Datensatz unterstützt hier sowohl Lehre als auch Forschung", sagt Djordje Slijepcevic, Experte für ML an der FH. St. Pölten.

Forschungsschwerpunkt Motor Rehabilitation

Der Forschungsschwerpunkt Motor Rehabilitation an der FH St. Pölten entwickelt technologiegestützte Ansätze der Bewegungsrehabilitation und fördert deren breiten Einsatz in der klinischen Praxis durch die Kooperation mit Partnern. Im Zuge des Forschungsschwerpunkts führen die FH St. Pölten und die AUVA seit Jahren gemeinsam Forschungsprojekte durch. Die FH St. Pölten hat in den letzten Jahren ihre Kompetenzen in den Bereichen der motorischen Rehabilitation, der instrumentalisierten 3D-Gang- und Bewegungsanalyse, des maschinellen Lernens, der Visual Analytics und im Bereich von Augmented- und Virtual-Reality ausgebaut und am Standort im Center for Digital Health Innovation (CDHI) verankert. Mit dem Digital Health Lab bietet die FH dazu eines der modernsten Forschungslabore in Österreich. Die technischen Fortschritte in den genannten Bereichen eröffnen neuartige und innovative Behandlungsoptionen in der Bewegungsrehabilitation, die weit über bestehende Ansätze

https://www.nature.com/articles/s41597-020-0481-z