Unterseekabel (Symbolbild: Karlheinz Pichler)

Equinix und Vodafone wollen in Genua einen neuen Untersee-Hub ("GN1") errichten. Die an der Nordwestküste Italiens gelegene Hafenstadt, die früher eine zentrale Rolle im Seehandel gespielt hat, bietet heute nach Meinung der beiden Konzerne ideale Voraussetzungen als Standort für die Anlandung globaler Unterseekabel. Vodafone ist als Mitglied des Kabelkonsortiums für europäische Kabelanlandungen zuständig und plant die Anlandung des 2Africa-Kabelsystems in Genua, wo die GN1-Anlage von Equinix künftig als strategischer Knotenpunkt für das Unterseekabelsystem genutzt werden soll.

2Africa ist eines der grössten Unterwasser-Telekommunikationskabelprojekte der Welt, das von mehreren Unternehmen partnerschaftlich vorangetrieben wird. Das Kabel soll entlang des afrikanischen Kontinents verlegt werden, um 16 Länder direkt mit Europa und dem Nahen Osten zu verbinden. Dies soll den wachsenden Bedarf an stabiler Internetkapazität decken und Hunderten Millionen von Menschen weitere 4G-, 5G- und Festnetz-Breitbandzugänge zur Verfügung stellen. Das Projekt soll zudem das Wachstum der zunehmend digitalen Wirtschaft in ganz Europa vorantreiben, indem es die Konnektivität zwischen den europäischen Ländern stärkt, betonen Equinix und Vodafone in einem Communiqué dazu.

GN1 wird den Angaben zufolge über eine direkte Glasfaserverbindung zum Flaggschiff-Rechenzentrum ML5 von Equinix in Mailand verfügen, das in Kürze eröffnet wird. Dadurch sollen Equinix-Kunden Zugang zu einer noch grösseren Auswahl an Partnern und Märkten erhalten, heisst es.

Die Anlandung von 2Africa am neuen Standort Genua in Kombination mit der direkten Anbindung an Mailand bedeute, dass GN1 als neue, ergänzende sowie vielfältige Alternative für den Mittelmeerraum fungieren werde. Als erstes Carrier-neutrales Rechenzentrum in Genua soll GN1 den Kunden sichere und belastbare Colocation- und Interconnection-Services bereitstellen. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, die digitalen Ökosysteme und Colocation-Einrichtungen von Equinix in Mailand direkt zu nutzen. Der neue Standort soll über eine Kapazität von 150 Rack-Äquivalenten und eine Colocation-Fläche von etwa 560 Quadratmetern verfügen.

2Africa werde voraussichtlich die Gesamtkapazität aller aktuell bestehenden afrikanischen Seekabel übertreffen, ist dem Communiqué weiters zu entnehmen. Für zentrale Segmente des Systems sei eine Kapazität von bis zu 180 TBit/s vorgesehen, wodurch bandbreitenlastige Dienste wie Cloud-Computing oder Video ermöglicht werden sollen.

Afrika befindet sich gemäss Communiqué in einer kritischen Phase der digitalen Transformation und der Entwicklung seiner digitalen Wirtschaft. Es wird erwartet, dass digitale Technologien in den kommenden Jahren erheblich zu einer besseren Lebensqualität der Menschen in Afrika und zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beitragen können. Nach Einschätzung der GSMA – der "Global System for Mobile Communications Association", die weltweite Industrievereinigung der Mobilfunkanbieter – wird die Zahl der mobilen Internetnutzer in Afrika weiter rapide zunehmen, allem voran durch die steigende Verbreitung von Smartphones und aufgrund fehlender Festnetzinfrastrukturen. Hierdurch sollen neue Dienste wie mobiles Bezahlen, Instant-Messaging, Online-Streaming-Medien und Kurzvideos enormen Auftrieb erfahren.

Die Highlights des Interconnection-Hub:

  • Zu den Partnern des 2Africa-Konsortiums gehören China Mobile International, Facebook, MTN Globalconnect, Orange, Stc, Telecom Egypt, Vodafone und WIOCC. Das Kabelsystem soll die Digitalisierung auf dem gesamten afrikanischen Kontinent vorantreiben, indem es für eine höhere Bandbreite, Qualität und Verfügbarkeit von Internetverbindungen zwischen Afrika und dem Rest der Welt sorgt.
  • Die Anlandung des 2Africa-Kabels wird je nach Region von einem anderen Partner des Konsortiums durchgeführt. Vodafone ist für sämtliche europäischen Anlandungen sowie weitere ausgewählte Standorte verantwortlich.
  • Als Heimat der Interconnected-Cloud sei Equinix als Knotenpunkt für Unterseekabelsysteme prädestiniert, da das Unternehmen Systembetreibern und deren Kunden neue Möglichkeiten eröffne. Die globale Plattform von Equinix ermöglicht demnach den Zugang zu mehr als 2.950 Cloud- und IT-Service Providern und bietet Unterseekabelsystemen den direkten Anschluss an 40 wichtige Märkte rund um den Globus. Durch die Anbindung der Kabelsysteme an die Cloud- und Content-Ökosysteme auf Platform-Equinix erhalten Benutzer Zugriff auf zahlreiche skalierbare Cloud-Dienste – und zwar nahezu überall, wo diese benötigt werden.
  • Das im Bau befindliche Rechenzentrum GN1 reiht sich in Equinix‘ Portfolio hochgradig energieeffizienter Rechenzentren ein. GN1 ist demnach für den Betrieb mit 100 Prozent erneuerbarer Energie ausgelegt.
  • ML5 ist das in Mailand entstehende International-Business-Exchange-Flaggschiff-Rechenzentrum. Es werde hochmoderne Colocation- sowie diverse fortschrittliche Interconnection-Services anbieten, darunter Equinix-Fabricund Equinix-Internet-Exchange, heisst es. Diese sollen Interconnection zu einigen der grössten Cloud-Anbieter der Welt ermöglichen, darunter Amazon Web Services, Microsoft Azure, Oracle Cloud Infrastructure und Google Cloud. Nach seiner Eröffnung werde ML5 eine Kapazität von 500 Rack-Äquivalenten und eine Colocation-Fläche von etwa 1.400 Quadratmetern bereitstellen.
  • Laut der 4. Ausgabe des Global Interconnection Index (GXI), einer kürzlich von Equinix veröffentlichten Marktstudie, soll die gesamte Interconnection-Bandbreite, also die private Bandbreite für den Datenaustausch zwischen Organisationen, von 2019 bis 2023 weltweit voraussichtlich eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 45 Prozent erreichen. Das erwartete Wachstum werde durch die digitale Transformation angetrieben, insbesondere durch den steigenden Bedarf von Unternehmen, digitale Infrastrukturen von zentralen Standorten auf verteilte Edge-Standorte auszuweiten, wird darin betont.