Diego Ghezzi begutachtet ein Netzhautimplantat (Foto: Alain Herzog, epfl.ch)

Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) haben für Sehbehinderte und Blinde ein Augenimplantat entwickelt, das mit einem Mikrocomputer gekoppelt ist, der im Bügel einer Brille sitzt. Dieser wandelt Signale, die eine an der Brille befestigte Kamera aufnimmt, in elektrische Impulse um, die von den Elektroden des Implantats auf die Netzhautzellen übertragen werden. Das vermittelt eine vereinfachte Schwarz-Weiss-Version des Bildes, das die Kamera aufnimmt.

"Es ist wie beim Betrachten von Sternen am Nachthimmel: Man kann lernen, bestimmte Konstellationen zu erkennen. Blinde Patienten würden mit unserem System ähnlich sehen", so Forschungsleiter Diego Ghezzi. Er sagt "würden", weil das System noch nicht an Menschen getestet werden darf. Es fehlt noch die entsprechende medizinische Zulassung. "Wir haben jedoch ein Verfahren zum virtuellen Testen entwickelt", sagt Ghezzi. Mit seinem Team hat er ein Virtual-Reality-Programm entwickelt. Damit lässt sich simulieren, was ein Blinder mit dem System sehen würde.

"Wir mussten genau die richtige Zahl an Elektroden finden, damit das reproduzierte Bild nicht zu schwer zu erkennen ist", unterstreicht Ghezzi. Sie mussten weit genug voneinander entfernt sein, damit der Blinde sie unterscheiden kann und dabei so zahlreich, dass eine ausreichende Bildauflösung gesichert war. Ausserdem war es nötig. dass benachbarte Elektroden nicht denselben Punkt der Netzhaut stimulierten.

"Um das sicherzustellen, führten wir elektrophysiologische Tests durch, bei denen wir die Aktivität von Ganglienzellen der Netzhaut aufzeichneten", erläutert Ghezzi die Vorgangsweise. Als optimal stellte sich ein Netzhautimplantat heraus, das 10.500 Elektroden enthält. Der Ingenieur für Medizintechnik glaubt, dass das System für klinische Tests an Menschen reif ist.