Der insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard könnte schon im August aus dem DAX fliegen. Die Deutsche Börse will die Regeln für die Zugehörigkeit zum deutschen Leitindex für Unternehmen, die Insolvenz beantragen mussten, kurzfristig ändern, um den gefallenen Börsenstar schneller loszuwerden.

Das hat der Börsenbetreiber heute vorgeschlagen und sollten die Marktteilnehmer dem Vorschlag zustimmen, könnte Wirecard bereits im August statt erst im September aus dem DAX entfernt werden. Der Zahlungsdienstleister ist das erste DAX-Unternehmen in der über 30-jährigen Geschichte des Leitindex, das Insolvenz anmeldete und würde nach den aktuell geltenden Regeln erst im September ausscheiden. Das sorgt für breites Unverständnis und setzt die Deutsche Börse gehörig unter Druck. Sie will nun die Marktteilnehmer bis siebenten August befragen und die Ergebnisse vor dem 13. August bekanntgeben. "Sollten sich die Marktteilnehmer dafür aussprechen, beabsichtigen wir das Regelwerk nach Abschluss der Konsultation mit einer Frist von einer Woche anzupassen", erklärte der Börsenbetreiber. Dann würde Wirecard rasch aus dem Leitindex DAX verschwinden.

Deutscher Finanzminister seit 2019 informiert

Medienberichten zufolge wusste der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (SPD) bereits seit eineinhalb Jahren von einem Verdacht der Finanzaufsicht Bafin gegen Wirecard wegen des Verstoßes gegen das Verbot der Marktmanipulation. Das geht aus einem Sachstandsbericht des Finanzministeriums an die Vorsitzende des parlamentarischen Finanzausschusses hervor, berichteten die Nachrichtenagentur dpa und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Scholz sei darüber am 19. Februar 2019 informiert worden. "Es wurde darauf hingewiesen, dass die Bafin in alle Richtungen untersucht", heißt es in den Berichten.