Symbolbild: Pixabay/ Geralt

Monolithische Anwendungen in unternehmenseigenen Rechenzentren sind in der Schweiz rückläufig und der Einsatz von lokalen Cloud-Applikationen nimmt überdurchschnittlich zu. Dies zeigt unter anderem die aktuelle Cloud-Trends-Studie, die Research in Action im Auftrag von Digital Realty (früher Interxion) durchgeführt hat. In der diesjährigen Umfrage wurden 150 ICT-Entscheider mit Budgetverantwortung von Schweizer Unternehmen ab 250 Millionen Schweizer Franken Jahresumsatz zu ihrer Cloud-Strategie sowie ihren zukünftigen strategischen Zielen befragt.

Seit der letzten Befragung im Jahr 2021 hat das Modell Hosting/Colocation für in der Cloud betriebene Anwendungen gemäss der Studie an Attraktivität gewonnen. Einen starken Rückgang verzeichnen demnach jedoch die von Unternehmen selbst betriebenen Rechenzentren. Der Abgleich der aktuellen Ergebnisse mit denen der beiden vorange- henden Studien zeige, dass Entscheider ihre Ziele langfristig verfolgen und die selbstgesetzten Ziele von 2021 teilweise bereits übertroffen hätten, so die Studienautoren.

Im Jahr 2021 gaben die befragten Unternehmen an, bis 2023 12.9 Prozent ihrer Anwendungen in Private Clouds in outgesourcten Rechenzentren (Hosting/Colocation) betreiben zu wollen. Tatsächlich wurden es schliesslich mit 17.5 Prozent deutlich mehr Anwendungen und damit wurde beinahe schon ihr selbst gestecktes Ziel für 2025 von 17.9 Prozent erreicht, belegt die Untersuchung. Das prozentual stärkste Wachstum verzeichne das Modell Colocation, das um 36 Prozent gewachsen sei.

Ebenfalls interessant sei das Potenzial von Public Clouds. Für 2025 planen Unternehmen den aktuellen Anteil von 36.5 Prozent in Public Clouds globaler Anbieter auf 41.4 Prozent zu steigern. Den Anteil von Anwendungen, die in Public Clouds lokaler Anbieter betrieben werden, wollen sie von aktuell 20.1 Prozent auf 24.6 Prozent steigern. Bemerkenswert daran sei, dass lokale Anbieter in der Summe zwar voraussichtlich weiterhin weniger Applikationen betreiben würden als ihre globalen Wettbewerber, gleichzeitig aber ein deutlich höheres Wachstumspotenzial hätten.

Wie bereits im vorherigen Untersuchungszeitraum bestehe in den Bereichen ERP, CRM, SCM und Storage eine Verschiebung hin zu Private Clouds und hybriden Colocation-Lösungen sowie eine Verlagerung relevanter Anteile in die Public Cloud. Im Storage-Bereich ist demnach mit aktuell 29.3 Prozent die Private Cloud im outgesourcten Rechenzentrum (Hosting/Colocation) besonders beliebt. Mehr Dynamik sei in den Bereichen ERP, CRM und SCM zu erwarten, denn hier planten Unternehmen weitere Migrationen. Während vier der fünf möglichen Hostingmodelle voraussichtlich Anwendungen verlieren werden, werde eines in allen Bereichen zunehmen: die Public Cloud lokaler Anbieter.

Am stärksten von der Abwanderung betroffen werden den Plänen zufolge die monolithischen Anwendungen in von den Unternehmen selbst betriebenen Rechenzentren sein. Die deutlichste Veränderung sei dabei im Bereich ERP zu erwarten, wo aktuell 12.7 Prozent der ERP-Anwendungen monolithisch im eigenen Rechenzentrum betrieben werden. Prognosen zufolge sinkt diese Zahl bis 2025 auf 2.7 Prozent – während der Anteil der Public Cloud lokaler Anbieter voraussichtlich auf 28 Prozent steigen werden werde.

Hin zur nahen Wolke

In den Bereichen HR, Marketing Automation und Backup setzt sich der Trend einer Verschiebung in Public Clouds laut Studie fort und auch hier werde bis 2025 die Anzahl monolithisch im eigenen Rechenzentrum betriebener Anwendungen sinken. Aktuell werden 22 Prozent der Backup-Anwendungen in der Private Cloud im outgesourcten Rechenzentrum (Hosting/Colocation) betrieben und 34.7 Prozent in der Public Cloud von Hypersca- ler. Für den HR-Bereich sei das Modell Public Cloud eines lokalen Anbieters besonders attraktiv. Bis 2025 dürfte die Zahl der Anwendungen in diesem Segment demnach auf 51.3 Prozent steigen.

Die Cloud-Mischmodelle

Bei Datenbanken und Digital Asset Management ist der Untersuchung nach wie bei der vorherigen Befragung eine Verteilung auf Private- und Public-Cloud-Modelle zu beobachten. Auch hier sei ein Rückgang des Modells monolithischer Anwendungen im eigenen Rechenzentrum bemerkbar. Der Bereich Datenbank Kunde (DBK) verzeichnet demnach einen Zuwachs bei Private Cloud im outgesourcten Rechenzentrum (Hosting/Colocation) von 14.7 Prozent auf 23.3 Prozent, während im Bereich Datenbank Produkt das Segment Public Cloud eines lokalen Anbieters an Attraktivität gewinnt. Die Zahlen sind hier von 8 Prozent im Jahr 2021 auf aktuell 34.7 Prozent gestiegen. Bis 2025 dürften sich diese beiden Trends fortsetzten, jedoch in geringerem Ausmass, heisst es.

Schwerpunkt Hyperscaler

Das Hyperscaler-Modell ist laut Studie besonders für diejenigen Anwendungen attraktiv, die viele Ressourcen benötigen und effizient skalierbar sein müssen. Dazu gehören Projektmanagement, Collaboration, IT Service Management, Development/Testing und Security. Bereits 2021 nutzten diese Bereiche die Public Cloud im Hyperscaler und verzeichneten teilweise Anteile von über 50 Prozent. Bis 2025 ist in diesem Bereich mit einer weiteren Steigerung zu rechnen. Besonders ausgeprägt sind die Bereiche Collaboration sowie Development/Testing, die bis 2025 Anteile von über 80 Prozent erreichen dürften. Erwähnenswert sei, dass im Bereich Security eine spürbare Stärkung lokaler Public Clouds gegenüber den Public Clouds von Hyperscalern erkennbar sei.

Kosten als Entscheidungsträger

Zu den wichtigsten Gründen, weshalb sich die Teilnehmenden der Umfrage für ein Betriebsmodell entscheiden würden, zählten wie schon in den Jahren zuvor die Technologie, die Datensicherheit sowie die Kosten. Verglichen mit dem Vorjahr spielen die Kosten noch immer die Hauptrolle, jedoch nehme die Bedeutung im Vergleich mit der Skalierbarkeit und der Flexibilität ab.

Aus der Befragung lasse sich schliessen, dass sich der Wettbewerb zwischen regionalen und globalen Angeboten aktuell in abnehmendem Mass über den Preis und zunehmend über andere Faktoren wie zum Beispiel die Nähe zu Kunden abspiele. Das könnte ein Zeichen fortgeschrittener Marktreife sein, heisst es.

Multi-Cloud auf Vormarsch

In 100 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen sind der Untersuchung zufolge Multi-Cloud-Modelle Realität. Verglichen mit den vorherigen Studien zeige sich, dass die Zahl der verwendeten Cloud Provider trotz leichten Schwankungen weiter ansteige. So nutzten beispielsweise 60 Prozent der Unternehmen bis zu zehn und 25.3 Prozent bis zu fünf Infrastructure-as-a-Service-Provider, heisst es. Im Bereich Software-as-a-Service stieg die Zahl der Unternehmen mit bis zu zehn Anbietern rasant von 4.7 Prozent (2020) auf 52.7 Prozent (2023). Bis 2025 planen die meisten der befragten Unternehmen ein Multi-Cloud Konzept umzusetzen.

Es sei demnach festzuhalten, dass für Schweizer Unternehmen der Weg in die Cloud ein langfristiges Projekt bleibe. Trotzdem liessen sie sich von ungeplanten Verzögerungen bei der Umsetzung nicht von ihren strategischen Zielen abbringen. Angesichts der hohen Attraktivität von Cloud Services, die in Colocation-Rechenzentren, bzw. von Hyperscalern bereitgestellt würden, verlören von ihnen selbst betriebene Rechenzentren an Attraktivität.