Symbolbild: SAP

Schon seit einigen Jahren sind die Amazon Web Services (AWS), das Cloud-Angebot von Amazon, für diverse SAP-Anwendungen zertifiziert. Nach Aussage von Amazon betreiben tausende SAP-Kunden ihre Systeme in der AWS-Infrastruktur, etliche davon produktiv. Die DSAG, die SAP-Anwendergruppe für den deutschsprachigen inklusive Schweiz, begrüsst Cloud-Migrationsprojekte – so sie denn der Effizienzsteigerung dienen, wie es in einer Aussendung heisst. Ziel der Anwendervereinigung sei es, ihren Mitgliedsunternehmen auch hier als Plattform zum Austausch und zur Informationsgewinnung zur Verfügung zu stehen – z. B. mit der Arbeitsgruppe Amazon Web Services SAP auf AWS. Wichtig sei es, Voraussetzungen zu schaffen, damit SAP-Kunden möglichst viel aus den Cloud-Infrastrukturen der Lösungsanbieter herausholen könnten.

Ob niedrigere Infrastrukturkosten, flexible Skalierung, bedarfsorientierte Nutzung oder der Zugriff auf vorgefertigte Dienste: Für die Nutzung der Cloud sprechen laut DSAG verschiedene Gründe. Daher habe auch SAP schon früh begonnen, neben seinen eigenen Cloud-Ambitionen Partnerschaften aufzubauen und arbeite seit dem Jahr 2008 gemeinsam mit Amazon Web Services (AWS). Das Ergebnis: SAP-Anwender betreiben eine Vielzahl produktiver SAP-Workloads bei AWS. Für SAP-Hana-Anwender gibt es spezielle Angebote mit sehr grossem Arbeitsspeicher (aktuell bis zu 12 Terabyte). "Als Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe ist es für uns daher unabdingbar, die Zusammenarbeit mit Amazon Web Services (AWS) zu suchen, um unsere Mitglieder mit einer eigenen AWS-Arbeitsgruppe bestmöglich zu unterstützen", erläutert Otto Schell, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender. Gleichzeitig befände sich die DSAG in enger Abstimmung mit SAP zu allen Belangen der SAP Cloud Platform und plane die Gründung eines zentralen Arbeitskreises zu diesem Thema.

Aus Sicht der DSAG könnten Anwenderunternehmen von einer Cloud-Migration beziehungsweise vom Aufbau einer hybriden SAP-Landschaft, die teils lokal, teils in der Cloud läuft, profitieren. Durch eine intelligente Nutzung werde die Cloud zum Innovationstreiber und ermögliche durch permanent aktualisierte Technologien die Differenzierung vom Wettbewerb. Die von SAP gegenüber Drittanbietern demonstrierte Offenheit sei aus der Perspektive der DSAG lobenswert. Damit ergäben sich vor allem Vorteile für die SAP-Anwenderunternehmen, denen die freie Wahl des Infrastrukturanbieters bleibt.

Geschäftsvorteile durch die Cloud – unter Bedingungen Einen wichtigen Aspekt gelte es jedoch vorab gründlich zu prüfen: "Cloud-Angebote wie AWS punkten unter anderem durch vorgefertigte Dienste, beispielsweise für Machine Learning oder das Internet der Dinge (IoT). Kunden müssen hier kein eigenes Know-how mitbringen, um von den Funktionen zu profitieren", sagt Schell. Und er fügt hinzu: "Je mehr solcher Dienste ein Anwenderunternehmen aber in die eigene Landschaft integriert, desto schwieriger wird es, den Cloud-Anbieter später zu wechseln."

Dieser sogenannte "Vendor-Lock-in" sei per se hinlänglich bekannt. Ohne tiefen Markteinblick falle es Anwendern aber schwer, abzuschätzen, wie aufwändig eine Migration zu einem anderen Cloud-Anbieter oder eventuell zurück ins eigene Rechenzentrum ausfallen könne. Oder es fehle bereits an Wissen darüber, welche schlüsselfertigen Lösungen der jeweilige Cloud-Anbieter überhaupt im Angebot habe. Bleiben diese vorgefertigten Angebote ungenutzt, verschenkten Cloud-Kunden unter Umständen Vorteile, die sie sich von der Migration ihrer SAP-Lösung erhofft hätten. Die Arbeitsgruppe mit AWS biete somit eine Plattform für den offenen und effizienten Informationsaustausch für die DSAG-Mitglieder.

Interessen der Anwender bündeln

"Die DSAG ist daher bestrebt, SAP-Anwenderunternehmen auch bei diesem Thema als Plattform zum Austausch und zur Informationsgewinnung zur Verfügung zu stehen – z. B. bei Themen wie Integration, Nachhaltigkeit oder Roadmap sowie Digitale Plattformen mit AWS", erläutert Jean-Claude Flury, DSAG-Vorstand Business Networks Integration. Auf Basis des Auftrags ihrer Mitglieder könnte die DSAG frühzeitig auf AWS zugehen, um beispielsweise die künftige Ausgestaltung weiterer Services im Kontext von SAP Leonardo zu diskutieren. "Dabei befindet sich die DSAG in der Position, Anbietern wie Amazon Web Services konkrete Anforderungen von Kunden aus allen Segmenten gebündelt kommunizieren zu können, um so die Praxistauglichkeit der Angebote zu maximieren“, so Flury. Im Jahr 2017 hat AWS 1‘430 neue Services und Features eingeführt. Circa 90 Prozent davon basieren auf konkreten Kundenanforderungen, wie z.B. die 12-Terabyte-Hana-zertifizierte-Instanz.

"Die Diskussionen um die Digitalisierung haben bewiesen, dass auf einzelne Anbieter oder Dienstleister zugeschnittene Lösungen auf wenig Gegenliebe bei Kunden stossen", kommentiert Schell. "Genau wie Anwenderunternehmen ein offenes Ohr für Techniktrends haben sollten, müssen Anbieter wie AWS und SAP offen sein für die Anforderungen ihrer bestehenden und potentiellen Kunden", so das DSAG-Vorstandsmitglied abschliessend.  

Otto Schell, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DSAG (Bild: zVg)
Otto Schell, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DSAG (Bild: zVg)