Swisscom-CEO Urs Schaeppi (Bild: kapi)

Nach der vierten gröberen Panne im Swisscom-Netz innerhalb nicht mal eines halben Jahres macht der Chef des grössten Schweizer Telekom-Unternehmens Urs Schaeppi keine gemeinsamen Ursachen für die Ausfälle aus. Gegenüber dem "Sonntagsblick" begründete der CEO die Probleme unter anderem mit der Komplexität des Netzes. "Pannen wird es immer geben," betont Schaeppi.

Gemäss dem 60-jährigen Manager seien die Ursachen unterschiedlich, gemeinsam seien hingegen die Eingriffe in die Netze. Und diese Eingriffe seien aber zwingend nötig, da das Datenvolumen "extrem" wachse und die Anforderungen täglich steigen würden, etwa in Bezug auf die Sicherheit, so Schaeppi zum "Sonntagsblick". Seiner Ansicht nach könnten die Eingriffe "mit einem Radwechsel in voller Fahrt" verglichen werden. "Wir müssen permanent bei laufendem Betrieb in die Netze eingreifen." Jeder dieser wöchentlich rund 4000 Eingriffe sei ein Risiko. "Wir müssen jetzt schauen, dass wir das Fuder nicht überladen."

Bei der jüngsten Panne am Dienstag waren das Telefonieren über Mobilfunk sowie teilweise Anrufe auf Geschäftsnummern bei Swisscom landesweit über Stunden ausgefallen. Gemäss Schaeppi funktionierten allerdings unter anderem Notrufe, Internet und der Nachrichtendienst Whatsapp. Die Blaulicht-Organisationen hätten bestätigt, dass es keine Ausfälle gegeben habe. "Den Grundversorgungsauftrag haben wir nicht verletzt."

Als Grund für die jüngste Panne nannte die Swisscom Erneuerungsarbeiten im Mobilfunksystem. Dabei führte dem Unternehmen zufolge ein "unerwartetes Software-Verhalten" von Netzwerkkomponenten zu einer Überlast. "Wir haben sehr aufwendig getestet. In diesem Fall trat ein Fehler auf, der beim Testen nicht entdeckt werden konnte", sagte Schaeppi. Live-Situationen könne man nicht vollständig testen, man sehe die Totalität der Effekte erst unter Volllast.

Störungen seien auch in Zukunft nicht auszuschliessen, da die Kommunikationssysteme immer mehr können müssten, so Schaeppi weiter. Aber nach der letzten Panne habe Swisscom nun eine Taskforce aufgestellt, die sich ausschliesslich um das Thema Netzstabilität kümmern soll, so der CEO. Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) untersucht die Pannenserie ebenfalls, und Ende Juni soll es auch vor der zuständigen Nationalratskommission zu einer Anhörung der Swisscom-Spitze zu den Vorfällen kommen.