Microsoft sieht sich in England mit einer dreistelligen Millionenklage konfrontiert (Logobild:Microsoft)

In England klagt ein Händler Microsoft, nachdem der US-Konzern sein Angebot an Businesssoftware mittlerweile auf das Modell "Software as a Service" (SaaS) umgestellt hat. Laut Klage sei damit EU-Recht verletzt worden, was nun am Londoner Höchstgericht entschieden werden soll. Die Firma Value Licencing hat laut dem Magazin "The Register" die Klage eingebracht und fordert von Microsoft 270 Millionen Pfund (316 Millionen Euro) als Entschädigungszahlung.

Laut dem britischen Händler verletzt Microsoft mit der Umstellung von permanenten Lizenzen auf das SaaS-Modell sowohl den UK Competition Act 1998 also auch zwei Artikel des Treaty on the Functioning of the European Union (TFEU). Mit ihrer dominanten Position auf dem Markt habe der US-Konzern laut Value Licencing auch den globalen Markt für verkaufbare Dauerlizenzen vernichtet, zumindest für Geschäftskunden. Speziell attraktive Angebote, die Käufer zu einem Wechsel in Richtung Service-Lizenzen locken, seien Gift für den freien Markt.

Noch vor ein paar Jahren war es üblich, dass man sich eine Lizenz zu einer bestimmten Software erwarb und diese dann ewig nutzen konnte. Diese Lizenzen wurden am freien Markt gekauft und verkauft. Auf diese Weise verdienten Händler wie Value Licencing ihr Geld. Mit dem Wechsel auf Microsoft 365 wechselte man beim bekannten US-Konzern auf ein Modell, bei dem man monatlich für die Verwendung einer Software bezahlen muss.

Microsoft rüstet sich inzwischen gegen die Anschuldigungen und wird sich demnächst den Fall in all seinen Details anhören und dazu eine Stellungnahme vorbereiten. Wie man es von solch umfangreichen Fällen kennt, wird das aber wohl zumindest bis Anfang 2022 dauern. Sollte die Klage durchgehen, könnte das für Microsoft jedoch weitreichende Folgen in Europa haben.