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Forscher der University of Toronto haben zusammen mit Kollegen der Hangzhou Normal University eine Methode zur Messung des Blutdrucks anhand eines Selfie-Videos entwickelt. Benötigt wird lediglich eine kurze Videosequenz, aufgenommen mit dem eigenen Smartphone.

Laut Erstautor Kang Lee, der in Toronto forscht und lehrt, beruht das Messprinzip auf der Änderung des Blutflusses, den die optischen Sensoren der Kamera aufgrund des Umgebungslichts, das die Haut durchdringe, wahrnehmen. Die Forscher haben mit ständig gleichbleibendem Umgebungslicht gearbeitet und ausschliesslich ihre Technologie an weissen Europäern und hellhäutigen Chinesen getestet. Ob das Verfahren auch bei Dunkelhäutigen funktioniert, ist noch nicht erwiesen.

Bestimmt wurde der Blutdruck von 1.328 Probanden, von denen je ein zweiminütiges Video angefertigt wurde. Sie setzten ein iPhone ein und verglichen die so gewonnenen Werte des systolischen und diastolischen Drucks sowie den Puls mit den Daten, die sie mit einem klassischen Messgerät erfassten. Im Schnitt erreichten sie eine Übereinstimmung der Werte von 95 respektive 96 Prozent. Diese Genauigkeit entspreche internationalen Anforderungen. Ehe diese Präzision erreicht wurde, musste die Auswerte-Software einen längeren Lernprozess absolvieren.

Ob das Verfahren auch funktioniert, wenn das umgebende Licht nicht genormt ist, also im Alltag, muss sich noch herausstellen. Lee ist allerdings sicher, dass es funktioniert. Sein Ziel ist es, das Verfahren alltagstauglich zu machen. Dazu dienen auch Tests mit verkürzten Videosequenzen. Der Neurowissenschaftler strebt die 30-Sekunden-Marke an.

Viele Menschen wissen nicht, ob sie unter hohem Blutdruck leiden, weil sie nicht regelmässig zum Arzt gehen. Nur bei Werten, die sich stark von der Norm unterscheiden, fühlt man sich unwohl oder gar krank. Doch schon kleinere Abweichungen können das Herz-Kreislauf-System belasten oder gar schädigen. Erkrankungen dieser Art sind die häufigste Todesursache. In vielen Ländern, auch im deutschsprachigen Raum, sind sie für über 35 Prozent der Todesfälle verantwortlich. Eine einfache Messmethode könnte die Gefahr schneller signalisieren.
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