Ein in Russland neu entwickeltes Handydisplay, dessen oberste Schicht mit einer Mixtur aus Zink- und Zinnoxid und Spuren von Cerium- und Yttriumoxid versetzt ist, soll zuverlässig Bakterien abtöten, die sich in Unmengen an den Fingerkuppen der Tippenden und Wischenden befinden. Die nur 200 bis 300 Nanometer dicke, transparente Beschichtung wurde an der ITMO-University in Sankt Petersburg entwickelt.

Die Forscher am ITMO-Zentrum für optische Werkstoffe haben nach eigenen Angaben solange mit dem Material, das neben dem bekannt antiseptisch wirkenden Zink und dessen Oxid auch Oxide verschiedener seltener Erden enthält (die z.B. in Katalysatoren, Glühstrümpfen oder Uran-Brennstäben zum Einsatz kommen), experimentiert, bis sie die gewünschten Ergebnisse erzielen konnten.

Es hat schon viele Versuche gegeben, etwa von Apple und Samsung, Oberflächen von Displays mit antibakteriellen Eigenschaften zu versehen. Der Einbau der Bakterienkiller direkt in die Oberfläche des Glases ist jedoch ein komplizierter und kostspieliger Weg. Das Aufbringen einer bakteriziden Folie ist viel leichter, doch hält diese den mechanischen Belastungen im Alltagsgebrauch nicht lange statt.

Diese Probleme bestehen bei der Technik und den von den russischen Forschern eingesetzten Stoffen und Produktionsverfahren nicht. Sie lösen die Oxidpulver in Wasser, fügen eine organische Substanz hinzu und beschichten damit das Display. Bei einer Temperatur von 550 Grad Celsius verbindet sich das Material dann fix mit der Unterlage. Danach töten die sich an der Oberfläche befindlichen Ionen die Bakterien verlässlich ab, sobald sie mit dieser in Berührung kommen.

Umfangreiche Tests in Petrischalen voller Bakterienkulturen, in die mit der Beschichtung versehene Glasscheiben und solche ohne die Schutzschicht eingebracht wurden, haben den eindeutigen Beweis der antibakteriellen Wirkung der Beschichtung erbracht. Der Wirkungsgrad ist jedoch bei Dunkelheit etwas geringer, da einige der eingesetzten seltenen Erden in intensiver Wechselwirkung mit Licht und Wärme stehen. Ceroxid z.B. reagiert intensiv auf Licht und gibt es bei Erwärmung auch ab.

Die Beschichtung ist nebenbei auch ein guter Schutz für das Display, da sie ähnlich kratzfest wie Panzerfolie ist – und sie ist selbstreinigend. Austretender aktiver Sauerstoff zerstört organische Verunreinigungen, die hauptsächlich von den Fingern kommen. Jetzt wollen sich die Forscher dem möglichen Einsatz ihrer Entwicklung bei medizinischen Geräten zuwenden.