Bild: Auristor

Crunchbase.com, eine der wenigen Web-Seiten, die sich regelmässig mit Startups befasst, schreibt über Auristor: "Auristor, Inc. (ehemals Your File System, Inc.), macht den nächsten Schritt bei der Umwandlung von Enterprise File Systemen in globale Dateisysteme, indem es einen Nachfolger für AFS von IBM für das 21. Jahrhundert anbietet. Zusätzlich zur fortgesetzten Unterstützung von Enterprise File Systems ermöglicht Auristor die globale Dateispeicherung durch den Einsatz von Abonnement-Diensten, persönlichen Speicherservern und Partnerschaftsvereinbarungen mit Anbietern digitaler Inhalte, Internet Service Providern und Cloud Computing-Diensten für individuelle Einsatzzwecke."

Das 2007 von Jeffrey Eric Altman in New York gegrūndete Startup strebt einen neuen Ansatz für ein "Global Namespace File System" an. Dazu führt das Unternehmen in einem Fact Sheet aus dem Dezember 2020 an: "Im Bereich der Verwaltung unstrukturierter Daten stehen Unternehmen vor grossen Herausforderungen. Die Arbeitsabläufe der Endbenutzer erfordern einen zunehmenden Zugriff auf Informationen von immer mehr Geräten und von mehr geographischen Standorten aus. Gleichzeitig müssen Unternehmen ihr geistiges Eigentum, die persönlichen Daten ihrer Mitglieder und andere Daten sowohl vor aktiven Angriffen als auch vor unbeabsichtigter Offenlegung schützen."

Klassifizierung und Aufteilung von Daten ist laut Auristor die beste Praxis für die Datenverwaltung. Aber der Einsatz konkurrierender, sich überschneidender Systeme mit unterschiedlichen Zugriffsmöglichkeiten und Sicherheitseigenschaften führe zu Datenduplizierung und erhöhter Komplexität. Auristor beruft sich auf eine Tradition der Datenverwaltung, die vor mehr als dreissig Jahren von Forschern bei IBM und bei dem Andrew Project der Carnegie Mellon University begrūndet wurde. Dort schaffte man die Grundlage für eine Lösung mit Namen AFS oder /AFS File Namespace (Andrew File System).

Laut Auristor war /AFS im Grunde die erste Cloud-Computing-Plattform der Welt und seiner Zeit so weit voraus, dass nur wenige Unternehmen von diesem Ansatz – anders als beim World Wide Web – profitieren konnten. Die /AFS-Vision habe bereits einen sicherheitsorientierten Ansatz für die Netzwerkkommunikation mit Single Sign-On, Wire Privacy und starker gegenseitiger Authentifizierung sowie Zugangskontrollen und Audit-Fähigkeiten verfolgt, um Organisationen den Schutz ihrer Informationen in offenen Netzen zu ermöglichen.

Auristor fasst zusammen: "Durch die Verwendung einer Standardprogrammierschnittstelle für Dateisysteme ist /AFS für Anwendungen auf allen Computer-Platttformen und für alle Programmiersprachen portabel. Das Auristor File System ist insofern die nächste Generation des /AFS Datei-Namensraumes, der das volle Potential der AFS-Vision ausschöpft. Auristor kombiniert die besten Ideen des Andrew File Systems mit den besten Sicherheitspraktiken von heute, um eine sichere, hochleistungsfähige Speicherlösung zu schaffen, die den Anforderungen des nächsten Jahrzehnts gerecht wird."

Die Leistung von Dateisystemen in moderner Datenverarbeitung erinnert nicht zufällig an traditionelle Karteikarten und Karteikästen: Je nach Materie und Zielsetzung versuchen Privatpersonen, Mitarbeiter in Firmen oder Behörden eine gewisse Ordnung in ihre Unterlagen zu bringen. Zu Beginn der Digitalisierung versuchte man, mit Lochkarten und Magnetbändern Ordnung in den Datenwust zu bringen. Digitale Dateisysteme waren dann ein weiterer Schritt, um Ablage- und Wiederfindungssysteme für die digitalen Speichersysteme auf Festplatten, Tapes oder Flash-Medien und auf Archivorten zu organisieren, um das Schreiben, Lesen, Suchen, Speichern, Verändern und Löschen von Daten und Dateien zu strukturieren und für die Anwender handhabbar zu machen. Heute unterscheidet man im wesentlichen zwischen File-, Block- und Object-Strukturen mit jeweils eigenen Dateisystemen.

Auristor hat ein verteiltes File-System (AuriStorFS) entwickelt, das an lokale NAS-Strukturen erinnert, aber Datenbewegungen zwischen verschiedenen Orten bis hin zur Cloud ermöglichen soll. Seine kommerzielle Version des Andrew File System (AFS) erinnert an NFS und SMB und ermöglicht es Anwendern, zwischen verschiedenen Ablageorten so einfach hin- und herzuwechseln, wie es auf einer lokalen Festplatte mit ihrer hierarchischen Dateistruktur möglich ist. Das gilt auch für geographisch weit entfernte Orte zwischen verschiedenen Ländern und Erdteilen. Grūnder Jeffrey Altman führt hierzu aus: "Unternehmen, die unser Produkt benützen, gehören zu jenen, die nicht länger Dateien aus ihren Rechenzentren in die Cloud kopieren mūssen, um sie Mitarbeitern in anderen Regionen verfügbar zu machen." Der Hersteller betont auch den besonderen Nutzen für unstrukturierte Daten.

Anwender können damit Nachteile von Datenbewegungen in klassischen Strukturen vermeiden – wie zum Beispiel die Kosten für Online-Speicherdienste und eigene ausgeweitete Speicherkapazitäten sowie mögliche Probleme beim Zugang zu Web-Services und nicht zuletzt eine anarchische Vermehrung von Datei-Versionen. Und je mehr Unternehmen Online-Dienste beanspruchen mūssen, desto mehr wachsen die Gefahren von Internet- und Ransomware-Attacken.

Auristor reklamiert für sich, dass sein Ansatz die gleiche Sicherheit wie ein lokales System von File Sharing bietet. Während zu den ersten Kunden in den USA Universitäten und Organisationen der öffentlichen Verwaltung gehörten, konnte man inzwischen auch Firmen wie KLM, Intel oder das Forschungsinstitut Cern gewinnen.

Linux-Distributionen wie Red Hat, Debian oder Ubuntu unterstūtzen den Einsatz von AuristorFS. Eine zeitlich unbegrenzte Lizenz beginnt bei 21.000 Dollar. Laut Altman kommt das Unternehmen mit weniger als zehn Angestellten in den USA und in Grossbritannien aus und sei seit fūnf Jahren profitabel. In einigen Ländern, darunter Deutschland und Schweden, arbeitet man mit lokalen Partnern zusammen.

Bild: zVg
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