Die Elastizität der Private Cloud (Bildquelle: F5)

Rechenzentrums-Architekturen verfūgen über eine lange Tradition, um die Geschäftsziele von Unternehmen zu unterstützen. Mit ihren hauptsächlichen Komponenten wie Servern, Speichersystemen und internen wie externen Netzwerken bilden sie die Basis für Rechenoperationen (Datenbanken), geschäftliche Applikationen (von ERP/Enterprise Resource Planning bis zur Produktionssteuerung) oder Office-Programmen. Es gibt dafür ausgebildete IT-Teams mit langjähriger Erfahrung und Support durch die Hersteller und lokale Systemhäuser.

Das alles zusammen hat Unmengen an primären und Ersatzinvestitionen verschlungen, und ihre Verwendung unterliegt beständig betriebswirtschaftlichen Kalkulationen wie RoI (Return on Investment). Doch ausserhalb dieser fortgeschrittenen technologischen Entwicklung hat eine eher stille Revolution der IT stattgefunden: Die Rechenzentren von Apple, Netflix und Co. haben sich grösstenteils eine IT auf Basis eigener Ideen und Methoden geschaffen, die den traditionellen Rechenzentren vielfach überlegen sind. Nur zögerlich lassen sie Details ihrer selbst entwickelten Hardware-Systeme und Programme nach aussen dringen.

Etwas anders sieht es mit den technologischen Neuentwicklungen bei Amazon AWS, Microsoft Azure oder Google Cloud aus. Diese Public Clouds stehen Kunden zur Verfügung – und damit gibt es auch Einblicke in ihre “IT-Geheimnisse”. Und so manches lässt sich als Private-Cloud-Komponenten einkaufen und der eigenen innerbetrieblichen und privaten IT hinzufügen oder mit öffentlichen Cloud-Bestandteilen in einer “hybriden” Struktur mischen.

F5, US-Spezialist für Security, Netzwerk- und Cloud-Ressourcen, hat in einem White Paper die Vorteile einer Private Cloud beschrieben. An erster Stelle werden Self-Service, Skalierbarkeit und Mandantenfähigkeit genannt:

  • Self-Service erlaubt es Unternehmen, sofort Anwendungen mit verfügbarer Infrastrukur im Hintergrund bereitzustellen, ohne dass sie extra beantragt und installiert werden muss. Die neuen Ressourcen werden damit intern so bereitgestellt, wie es bei einem externen Cloud-Provider geschieht.

  • Skalierbarkeit stellt den Anwendungen eine schnelle, häufig automatische Erweiterung von Ressourcen wie Rechenleistung oder Speicher zur Verfügung.

  • Mandantenfähigkeit bedeutet, dass verschiedene Personen oder Teams in einer Art und Weise auf die gleichen Ressourcen zugreifen können, als ob nur sie allein die Berechtigung dazu hätten. Dies hat zur Folge, dass Ressourcenänderungen nicht mit anderen Teams koordiniert werden müssen – genau so, wie es die Kunden einer Public Cloud erfahren.

Ressourcen im traditionellen Rechenzentrum Beim typischen zeit- und arbeitsaufwändigen Bereitstellungsprozess in herkömmlichen Rechenzentren bestimmt ein Anwendungseigner die geschäftlichen Anforderungen, um dann gemeinsam mit einem IT-Analysten eine vorhandene Anwendung zu modifizieren oder eine neue einzuführen. Nach Abschluss der Entwicklung und der Tests bereitet ein Analyst eine Reihe von Änderungen vor, die in der Infrastruktur vorgenommen werden müssen. Die meisten dieser Änderungen betreffen in der Regel gemeinsam genutzte Ressourcen wie Server, BetriebssystemInstanzen, Anwendungsinstanzen, Firewalls und Speicher.

F5 fügt hinzu: “Um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, muss ein Change Advisory Board (CAB) alle Änderungen an der Infrastruktur managen und genehmigen. Die genehmigten Änderungen können dann von einem Operations-Team umgesetzt werden.”

Self-Service-Bereitstellung

Für F5 ermöglicht Self-Service- (oder weiche) Bereitstellung das Erstellen und Löschen von Anwendungsinstanzen “ohne Intervention durch das Infrastrukturteam”. Dies gelte ebenso für alle von einem Application Delivery Controller (ADC) bereitgestellten Sicherheits- und Anwendungsbereiche. Da jedes Team eigenständig operieren kann, müssten Änderungen nicht durch ein CAB koordiniert werden: “Stattdessen sorgen Richtlinien für Bereitstellungspraktiken, bei denen die Teams ihre eigene virtuelle Infrastruktur vom Operations-Team erhalten und diese dann in ihrer eigenen Geschwindigkeit bereitstellen.”

Um die Self-Service-Bereitstellung weiter zu automatisieren, kann das IT-Team die gesamten Ressourcen – einschliesslich Rechenleistung, Netzwerk, Datenspeicher und ADC-Einstellungen – in einer Textdatei auflisten und als Vorlage in einem Quellcode-Repository abspeichern: “Eine solche Vorlage enthält die Definitionen für eine ganze Sammlung von Ressourcen und ihre Konfigurationen, die als Stack bezeichnet wird.” Laut F5 sorgt dieser Ansatz in der Form „Infrastructure-as-a-Code“ dafür, dass jede Bereitstellung problemlos wiederholt werden kann. Die Verwendung von Vorlagen beschleunige nicht nur die Bereitstellung und vermeide Fehler, sondern erleichtere auch das Testen neuer Prozesse, da der Stack in einer Testumgebung als Einheit beurteilt werden kann.

Welche Private Cloud ist die richtige?

Die Palette der verfügbaren Private Cloud-Umgebungen reicht von reinen Open-Source-Angeboten bis hin zu proprietären Systemen. Welche davon für das jeweilige Unternehmen die richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Budget, der vorhandenen Erfahrung im Management von Private Cloud-Umgebungen, Integrations- und Wartungsanforderungen oder der Offenheit für Veränderungen.

Das reine Open-Source-Angebot kann, wie scnhon der Name vermuten lässt, buchstäblich ohne Lizenzkosten bereitgestellt werden. Es fallen lediglich die Kosten für die Hardware und die Arbeitszeit an. Openstack ist eine führende Open-Source-Umgebung für Private Clouds, die kostenlos heruntergeladen und installiert werden kann. Allerdings muss das für die Installation und Wartung zuständige Team im Umgang mit der “zwar ausgereiften, aber dennoch nicht ganz einfach bereitzustellenden Openstack-Umgebung” geschult und laufend weitergebildet werden. Dies gelte im Übrigen für jedes reine Open-Source-Angebot: Ohne eigene Experten geht hier nichts.

Einige Firmen bieten Support für Open-Source-Projekte an wie zum Beispiel Mirantis oder Red Hat. Diese kommerziellen Angebote sind mit Kosten verbunden, doch dafür übernimmt der Anbieter das Integrieren, Testen und Validieren und steht im Falle eines Problems als Ansprechpartner zur Verfügung.

Proprietäre Private-Cloud-Plattformen stellen vollintegrierte und getestete Stacks mit dediziertem Support bereit, kosten in der Regel aber mehr als Openstack-Lösungen mit Support.

Einige Dienstleister bieten Hosted Services an, mit denen Unternehmen die Vorteile der Open Source Private Cloud oder der proprietären Angebote nutzen können, ohne hierfür Hardware oder Platz im Rechenzentrum bereitstellen zu müssen. Diese Angebote sind in der Regel am teuersten, erfordern aber die geringsten internen Ressourcen.

Unternehmen, die eine Private Cloud in Erwägung ziehen, sollten einen detaillierten Kosten-/Leistungsvergleich mit den bestehenden langjährigen Investitionen in das eigene Rechenzentrum durchführen. Auf den zweimal pro Jahr stattfindenden internationalen Konferenzen der Open Stack Foundation gibt es darüber hinaus viele weiterführende Informationen zum Aufbau einer Private Cloud – als reine Open-Source-Lösung oder zusammen mit externem Support.

Eigenes Fachwissen versus Kosten bei der Private Cloud
Eigenes Fachwissen versus Kosten bei der Private Cloud