Im Bilanzskandal rund um den insolventen Finanzdienstleister Wirecard wird jetzt auch die Wiener Staatsanwaltschaft tätig. Da die beiden betroffenen Ex-Wirecard-Vorstände Markus Braun und Jan Marsalek Österreicher sind, wurde heute in Wien Anzeige gegen sie wegen des Verdachts der Marktmanipulation und des schweren Betrugs eingebracht. Ob die Staatsanwaltschaft jedoch Ermittlungen aufnehmen wird, steht noch nicht fest.

Es sei aber davon auszugehen, dass der Fall an die Wirtschaft- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSta) weitergegeben wird, erklärte der Sprecher der Behörde gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, wie österreichische Medien berichten. Ex-Wirecard-Chef Markus Braun wurde vorige Woche in Deutschland kurzzeitig verhaftet und gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro wieder freigelassen, Ex-Vorstandsmitglied Jan Marsalek wird per Haftbefehl gesucht und dürfte in China untergetaucht sein.

Die Anwälte der beiden Ex-Top-Manager wollten sich zunächst nicht zu der Anzeige äußern bzw. waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Strafanzeige wurde heute vom Wiener Anwalt Jörg Zarbl, der vor allem einen Aktienkauf von Braun als problematisch erachtet, eingebracht, wie er zu Reuters sagte. Braun hatte Mitte Mai Wirecard-Aktien für 2,5 Millionen Euro erworben und damit der Aktie zu einem Kurssprung verholfen. Außerdem habe der frühere Wirecard-Chef etwa zeitgleich einen Kredit über 120 Millionen Euro aufgenommen sowie zwei österreichische Immobilien belehnt. Das hätten Recherchen in den Grundbüchern ergeben. Zarbl sagt dazu: "Aus meiner Sicht wäre hier zur prüfen, ob man nicht mit Absicht positive Signale an den Markt setzen wollte".

Im Zentrum des Bilanzskandals um Wirecard stehen fragwürdige Buchungen auf Treuhandkonten in der Höhe von 1,9 Milliarden Euro, die wahrscheinlich überhaput nicht existieren, wie das Unternehmen inzwischen (vor der angemeldeten Insolvenz vorige Woche) eingeräumt hat.

Auch gegen Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek wurde Anzeige in Wien erstattet