Amazon-Lager: Viele Mitarbeiter kündigen wieder (Foto: unsplash.com, Adrian Sulyok)

Die Abwanderungsrate von Arbeitskräften bei Amazon liegt deutlich über dem üblichen Branchenschnitt und verursacht dem Online-Händler enorme Kosten. Das geht aus internen Dokumenten des US-Konzerns hervor. Demnach blieb 2021 nur einer von drei neuen Mitarbeitern 90 Tage oder länger im Unternehmen, der Rest ging entweder freiwillig wieder oder wurde gekündigt. Amazon und seine Shareholder kostet das acht Milliarden Dollar (rund 8,17 Mrd. Euro) pro Jahr, berichtet "Engagdet".

"Die Dokumente, die verschiedene interne Forschungsberichte, Präsentationsfolien und Tabellenblätter beinhalten, zeichnen ein düsteres Bild, was die Fähigkeit von Amazon betrifft, Mitarbeiter zu binden", heisst es in dem Artikel des Branchenblatts. Die anonyme Quelle spricht von einem "Fehlen interner Kontrollen" und einer falschen Strategie der Geschäftsführung, die letztendlich das Unternehmen als Ganzes finanziell schädigen würde.

"Es wird unter anderem klar verurteilt, dass Amazon es offensichtlich nicht schafft, Daten über seine Mitarbeiter in adäquater Weise zu sammeln und auszuwerten, um diese besser auszubilden und zu fördern", heisst es weiter im Bericht. Von aussen betrachtet sei dieses Unvermögen durchaus ironisch zu sehen, denn immerhin habe man es bei Amazon mit einem Unternehmen zu tun, das bekannt dafür sei, seine Kunden geradezu obsessiv auszuspionieren.

Interessant ist, dass in den hauseigenen Dokumenten klar zwischen freiwilligen und aufgezwungenen Abgängen unterschieden wird, wobei erstere Variante eine aktive Kündigung eines Mitarbeiters bezeichnet und zweitere besagt, dass die betreffende Person gefeuert wurde. Im Vergleich zeigt sich hierbei ein sehr unausgewogenes Verhältnis. So kam es im Laufe des Jahres 2021 zu doppelt so vielen freiwilligen Kündigungen wie aufgezwungenen.

Etwas überraschend erscheint die Tatsache, dass sich die überaus hohe Abwanderungsrate durch alle Unternehmensebenen zieht - vom einfachen Lagerarbeiter bis zum Vizepräsidenten. "Die Einblicke, die diese Dokumente gewähren, passen zu bisherigen Berichten. Sie zeigen aber auch deutlich, dass das Problem von Arbeitsplatz und -kultur weit über den Lagerhausboden hinausgeht. Auch Manager jeden Ranges haben dort das Gefühl, in einer Sackgasse gelandet zu sein", so "Engadget".